Abwägung von Nutzen und Schaden bei operativen Eingriffen zur Gewichtsreduktion

Immer häufiger werden dicken Menschen Magen-Operationen als probates Mittel zur Gewichtsreduktion nahegelegt. Die Risiken und Nebenwirkungen werden hierbei oft verharmlost und unerreichbare Ziele als nachhaltig erreichbar dargestellt. Darüber hinaus wird mit zusätzlichen Vorteilen wie einer dauerhaften Verbesserung der Blutzuckerwerte geworben, obwohl selbst die Deutsche Diabetes Gesellschaft die wissenschaftliche Datenlage für eine solche Aussage als unzureichend betrachtet. Wie werden Sie verhindern, dass Magen-Operationen verharmlost und aus finanziellen Interessen der Anbieter heraus ohne seriöse Abwägung von Nutzen und Schaden empfohlen werden?

Antworten der Parteien
CDU / CSUPatienten müssen sich darauf verlassen können, dass nur Behandlungen durchgeführt werden, die medizinisch auch notwendig sind. Um wirtschaftliche Fehlanreize zu verhindern, sieht das Krankenhausstrukturgesetz verschiedene Schutzmaßnahmen vor. Bereits durch das Versorgungsstärkungsgesetz wurde das Recht der Versicherten auf eine unabhängige ärztliche Zweitmeinung gestärkt. Für bestimmte Eingriffe wurde ein strukturiertes qualitätsgesichertes Zweitmeinungsverfahren eingeführt. Der behandelnde Arzt muss die Patienten auf ihr Recht auf Zweitmeinung und Informationen zu möglichen Ärzten hinweisen. Zudem werden die Anforderungen an die Qualifikation des Arztes, der eine Zweitmeinung ausstellt, klar geregelt.
SPDAlle gesetzlich Krankenversicherten haben einen Anspruch auf eine ausreichende, bedarfsgerechte, dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Wissenschaft entsprechende medizinische Krankenbehandlung. Dieser Anspruch ist nicht im Einzelnen durch den Gesetzgeber zu regeln, sondern wird im Rahmen des Selbstverwaltungsprinzips von dem Gemeinsamen Bundesausschuss in verbindlichen Richtlinien näher konkretisiert. Der Gemeinsame Bundesausschuss setzt sich zusammen aus Vertretern der Vertragsärzte, Vertragszahnärzte, der Krankenhäuser und Krankenkassen, wobei auch Vertreter von Organisationen der Patientinnen und Patienten ein Mitberatungsrecht haben. Es ist nicht Aufgabe der Politik, medizinische Standards oder Behandlungsleitlinien vorzugeben oder zu beurteilen. Das muss den medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften vorbehalten bleiben.
Die LinkeDas Vergütungssystem im Krankenhaus setzt Anreize, möglichst viele Eingriffe durchzuführen. Der ökonomische Druck auch aufgrund der fortschreitenden Privatisierung trägt ebenso dazu bei, nicht den Patientennutzen, sondern den Gewinn in den Mittelpunkt zu stellen. DIE LINKE hat Vorschläge vorgelegt, die Ökonomisierung auch bei der Krankenhausbehandlung zurückzudrängen (BT-Drucksache 18/6326). Es ist Aufgabe der Wissenschaft, nicht der Politik, den therapeutischen Wert von medizinischen Behandlungen zu bewerten. Das sollte auf Grundlage fundierter Studien erfolgen und individuelle Wertvorstellungen möglichst ausklammern. Die Politik muss jedoch klarstellen, dass Ärztinnen und Ärzte nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft zu behandeln haben.
Bündnis 90 / Die GrünenWenn Ärztinnen oder Ärzte eine Operation gegen den Willen der Betroffenen durchführen, stellt dies eine Körperverletzung dar. Diese Einwilligung muss wirksam sein, das heißt die Patientinnen und Patienten müssen über alle relevanten Aspekte der Therapie aufgeklärt werden. Insofern sind die Ärztinnen und Ärzte in der Pflicht, ihre Patientinnen und Patienten vor Beginn der Behandlung vollumfänglich auch über alle Risiken zu informieren. Aus unserer Sicht müssen darüber hinaus die Möglichkeiten für die Patientinnen und Patienten, sich unabhängig über den Nutzen und die Risiken von ihnen angebotenen Leistungen zu informieren, deutlich ausgebaut werden. Die von uns vorgeschlagene Patientenstiftung soll den Zugang zu und die Verständlichkeit von neutralen evidenzbasierten gesundheitsbezogener Informationen deutlich verbessern. Wir wollen darüber hinaus weitere Beweiserleichterungen für von Behandlungsfehler betroffene Patientinnen und Patienten und einen Entschädigungsfonds. Dadurch werden zwar unnötige Operationen nicht vermieden, aber die Betroffenen erhalten zumindest Unterstützung in ihrer oft schwierigen Situation.
FDPWir Freie Demokraten wollen, dass der Patient mündiger wird und selbstbestimmter handeln kann. Transparenz und Informationsbereitstellung sollen zum Beispiel durch freien Zugang zu öffentlich finanzierten Forschungsergebnissen gewährleistet werden. Dadurch soll sicher gestellt werden, dass die Patientinnen und Patienten ausreichend aufgeklärt sind und eine verantwortungsvolle Entscheidung frei von jeglichen Druck der Anbieter von Magen-Operationen treffen können.
AfDVon der AfD haben wir bis zum spätesten Abgabedatum (04.08.2017) keine Antworten auf die Wahlprüfsteine erhalten.